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Belgien, Oktober 2019

Mit dem Rad durch Gent


Mit dem Rad durch Gent


Gesehen in Belgien, im Oktober 2019, bei herrlichem Sonnenschein und eiskaltem Wind.

Gent ist nicht vergleichbar mit den anderen Städten in Belgien. In dieser Stadt wurde seit dem Mittelalter an vielen Gebäuden nichts verändert. Beim Restaurieren von Wohnhäusern wurde sehr darauf geachtet, dass die wunderschönen Fassaden erhalten bleiben.

Man spaziert durch die Geschichte und erlebt dabei eine lebendige und fröhliche Studentenstadt.

Das wichtigste Fortbewegungsmittel ist hier das Fahrrad. Auch bei schlechtem Wetter oder tiefen Temperaturen wird Rad gefahren. Wir spazieren vom Bahnhof durch einen Park zur Innenstadt. Es ist noch früh am Vormittag und sehr ruhig auf den Straßen.

Die Studenten und auch die Touristen sind noch nicht unterwegs. In Gent ist das Nachtleben aufregender als das Leben am Vormittag.

Das Straßenbild wird von Radfahrern in dicken Winterjacken mit wollenen Handschuhen und warmen Stiefeln geprägt. Eine Haube unter dem Helm fehlt bei keinem.

Wir stehen an einer Kreuzung und warten, dass die Ampel für uns grün zeigt. Da nähert sich auf dem Radweg eine Radfahrerin. Auch für sie ist die Ampel rot. Trotzdem zeigt sie keinerlei Absicht anzuhalten. Sie blickt nur kurz nach rechts und links und setzt ihre Fahrt ungebremst fort.

Als sie an uns vorbeidüst, sehen wir warum sie nicht anhält. Sie kann gar nicht stehen bleiben denn auf ihrem Lenker ist ein Kindersitz befestigt. Darin sitzt ein etwa zweijähriger Bub. Er ist vorschriftsmäßig angeschnallt und trägt einen Kinderhelm. Eine dicke Winterjacke und feste Stiefeln halten ihn warm. Er ist eingeschlafen und lehnt sich gefährlich weit zur Seite.

Seine Mutter hält ihn liebevoll mit einer Hand fest und mit der anderen lenkt sie das Fahrrad. Der Bub hält, voll Vertrauen, seinen Vormittagsschlaf während ihm der Wind ins Gesicht bläst und seine Mutter das Rad sicher durch die Straßen von Gent lenkt.

Ich frag mich was die Frau wohl tut, wenn sie an ihrem Ziel angelangt ist und vom Rad absteigen will. Sie muss entweder das Fahrrad oder das schlafende Kind loslassen. Wenn sie das Kind aus dem Fahrradsitz hebt, fällt das Rad sicher um.

Aber sie sieht taff aus und hat dieses Problem sicher schon öfters erfolgreich gemeistert.

Wir schauen ihr bewundernd nach und schon biegt sie in die nächste Straße ein.




Kuba

Dezember 2013


Das Kinderzimmer

 

 

Das Kinderzimmer

Gesehen auf der Insel Kuba, im Dezember 2013, kein Wind und kein Regen nur erbarmungslose Hitze. Mein Dank geht an Hemingway, der gleich zwei wirksame Mittel gegen das schwüle Klima gefunden hat. Sein Spruch war: My Mojito in La Bodeguita. My Daiquiri in La Floridata.

Die meisten Menschen auf dieser Insel sind arm. Es gibt eigene Geschäfte für die Einheimischen wo Bohnen und Reis und manchmal auch Zucker gekauft werden kann. Sonst gibt es dort nichts außer verstaubte, leere Regale.

Die Geschäfte mit den Waren sind nur für Ausländer mit Dollars. Dort kann man den berühmten Rum in allen Preisklassen kaufen. Obwohl die Kubaner keinen Alkohol legal kaufen können, fließt er in Strömen. Bei den Festen wird getanzt, gelacht und gesoffen.

Eine der Attraktionen sind kubanische Zigarren. Sie werden in die ganze Welt exportiert.

Auf Empfehlung verschiedener Reiseführer machen wir auf unserer Rundreise einen Besuch bei einem Tabakpflanzer.

Der Besitzer sieht aus wie ein Cowboy aus dem Fernsehen, allerdings ist er völlig staubfrei.

Er begrüßt uns freundschaftlich und stellt uns seine Tochter vor. Das Mädchen ist etwa fünf Jahre alt und geht noch nicht in die Schule. Wie ihr Vater spricht sie perfekt Englisch.

Auf ein Zeichen des Vaters hin zeigt sie uns ihr Kinderzimmer. Wir durchqueren eine Küche. Dort stehen ein uralter Tisch und zwei wackelige Sessel. An der Wand hängt ein alter vergilbter Kalender. Der Herd ist mit Holz zu beheizen und Wasser gibt es im Brunnen vor dem Haus. Es sieht sehr ärmlich, sauber und unbenutzt aus.

Das Kinderzimmer zeigt dasselbe Bild. Ein Stahlrohrbett auf dem ein gehäkelter Bettüberwurf liegt und ein abgegriffener Teddybär sitzt. In der Ecke steht ein sperrmülltauglicher Puppenwagen aber drinnen sitzt eine Käthe Kruse Puppe.

Uns wird klar, dass dies hier ein Showbauernhof ist.

Die Tochter des Tabakpflanzers lebt in zwei Welten. In der einen zeigt ihr Vater den Reisenden seinen Bauernhof mit einfachster Einrichtung und alten, halb verfallenen Gerätschaften, einen löchrigen Stadel zum Trocknen der Tabakpflanzen und seine Tiere, zu denen auch Pfauen und jede Menge Zierhühner gehören.

Die andere Welt der jungen Dame kann man nur erahnen. Sichtbar für uns sind nur die teuren Markensneaker und die Designerkleidung die sie trägt. Untypisch für kubanische Bauern sind auch Details an der Kleidung ihres Vaters, eine Ray Ban Sonnenbrille, einen Gucci Ledergürtel und die Rolex am Handgelenk. An seinen Gummistiefeln ist kein Schmutzfleck zu sehen und seine Hände zeigen eine regelmäßige Maniküre. Ich denke seine Geschäfte mit dem Tabak und den Touristen gehen sehr gut.

Wo die Beiden wirklich zu Hause sind und wie das echte Kinderzimmer aussieht werden wir wohl nie erfahren.


Tobago,
März 2018

Unter dem Silk Cotton Tree

 

Unter dem Silk Cotton Tree

Gesehen auf Tobago im März 2018. Es ist angenehm warm. Die Sonne scheint. Eine leichte Brise bringt ein wenig Abkühlung vom Meer herauf.

Ein besseres Wetter und Klima gibt es nicht.

Tobago ist die kleinere der 2 Karibikinseln, die den Inselstaat Trinidad und Tobago bilden. Breite Sandstrände und ein artenreicher tropischer Regenwald werden hier geboten.

Die von Bergen eingerahmte Haupt- und Hafenstadt Scarborough hat seinen dorfähnlichen Charakter bewahrt. Den Mittelpunkt des Ortes bildet der zentrale Lebensmittelmarkt.

Wir besuchen die Ruinen des Fort King George aus dem 18. Jh. oberhalb der Stadt. Gut erhalten sind die alten Kanonen, die zur Verteidigung der Stadt verwendet wurden. Eine von ihnen ist genau auf das Schiff gerichtet, mit dem wir angereist sind.

Auf dem Weg zur Castara Bay geht es stets steil bergauf oder steil bergab. Wir kommen an vielen Dörfern vorbei die aus 3 bis 4 Häusern bestehen. Landwirtschaft und Tourismus sichern hier das Einkommen der Leute.

Wir halten an einem riesigen Baum mit gigantischen Brettwurzeln.

Unser Fahrer meint, dass dieser Baum 900 Jahre alt ist und in ihm wohnen Geister, die man keinesfalls verärgern darf.

Im Reiseführer steht, dass es sich um einen Silk Cotton Tree handelt. Seine Früchte bilden eine Baumwolle aus, die weich und zart wie Seide ist.

Unter diesem gewaltigen Baum sitzt ein noch sehr junger Mann mit einem Baby auf dem Arm. Die Kleine schaut interessiert zu den wenigen vorbeifahrenden Autos. Jedes Einzelne wird bestaunt und dann wird mit vollem Einsatz gewunken.

Die Haare des Kindes machen seinen Kopf genau doppelt so groß. Eine dichte schwarze Krause steht gerade vom Kopf weg.

Sie hat wie ihr Vater eine sehr dunkle Haut und riesengroße dunkle Augen.

Die Kleine trägt eine Windel mit Rüschen und ein buntes Leiberl, auch mit Rüschen. Ihre Ohren schmücken kleine Ohrstecker mit Perlen.

Wir bestaunen den Baum. Der Mann fühlt sich sichtbar gestört von uns. Er nimmt sein Kind und seinen Plastiksessel, überquert schleppend und leise schimpfend die Straße und lässt sich auf der anderen Straßenseite nieder. Uns wirft er grimmige Blicke zu.

Das Baby ist so süß anzusehen aber wir trauen uns nicht einmal zu fragen, ob wir es fotografieren dürfen.

Also machen wir viele schöne Bilder von dem eindrucksvollen Baum.



Luxemburg 

Sommer 2013

Eis oder kein Eis…

Gesehen in der Stadt Luxemburg, im reichsten Land Europas, im Sommer 2013

Vor uns fährt ein schwarzes Luxusauto in eine als Parkplatz gekennzeichnete Parklücke. Normalerweise sieht man auf schwarzem Lack jeden Regentropfen und jedes Staubkörnchen. Aber dieses Auto ist unglaublich Staubkörnchen frei.

Ein Blick ins Innere zeigt weiße Ledersitze und ein Lenkrad aus Holz. Ein Mädchen sitzt auf der Rückbank. Sie ist 6 oder 7 Jahre alt. Neben ihr auf der Bank ist nichts zu sehen. Kein Essen, keine Brösel, keine Trinkflaschen und keinerlei Spielzeug. Jeder der schon einmal mit Kindern Auto gefahren ist kann sich meine ungläubigen Blicke vorstellen.

Die Türe des Autos öffnet sich. Es steigen zuerst Mutter und Vater aus. Die gedeckt gehaltene Freizeitkleidung des Vaters zeigt ein achtsames Kleiden um viel Geld. Die schwarzen, hochglänzenden Lackschuhe passen nicht zur Freizeitkleidung.

Da hat der perfekte Mann einen Fehler gemacht.

Die Mutter hat keinen Kleidungsfehler begangen auch nicht, wenn ich lange und sehr genau hinschaue. Kostüm und Bluse sind farblich abgestimmt mit der Handtasche und ihren Schuhen.

Hätte ich solche Kleidung würde ich das Preisschild gut sichtbar oben lassen. Sogar die Strümpfe der Dame zeigen keine Falten und keine Laufmaschen und schmiegen sich seidig glänzend an die schlanken Beine.

Jetzt darf das Mädchen aussteigen. Ihr Röckchen und ihr Jäckchen sind so unglaublich sauber, dass mich bei der blütenweißen Strumpfhose gar nichts mehr wundert. Ich hab auch noch nie gesehen, dass bei einem etwa 7-jährigen Mädchen die Frisur sitzt. Die Haarspange ist genau in der Mitte und die blonden Locken fallen geordnet auf die Schultern.

Fröhlich fragt das Mädchen ihre Eltern, ob sie ein Eis haben kann. Meiner Meinung nach stimmt das Wetter für ein Eis, nur um die Kleidung hätte ich ein bisschen Angst.

Aber ihre Eltern sehen das anders. Der Vater meint: „Nein, du hast heute schon ein Eis bekommen.“

Gutes Argument aber ich bin sicher, dieses Eis hat sie nicht im Auto gegessen, denn die Ledersitze sind unbefleckt.

Das Mädchen beginnt zu quengeln. Ich bin froh darüber, denn das Quengeln klingt nach einem ganz normalen Kind.

Nun beginnt die Mutter zu erklären, warum sie kein Eis bekommen kann. Bei der Erklärung geht es um ungesunde Ernährung, viele Kalorien und zu wenig Bewegung. Das Mädchen ist an dieser Erklärung nicht sehr interessiert und möchte trotzdem ein Eis.

Den Eltern gehen die Argumente aus und die Familie geht in den Eissalon.


Rumänien

Juli 2014

Ein roter Punkt am Haus

Gesehen in Rumänien, in Bukarest, im Juli 2014, Regen, schmutzige Luft, leichte Beeinträchtigung der Sicht durch den Smog.

Vor einem Restaurant kehren 2 Frauen den Gehsteig. Sie tragen knöchellange Röcke, Hausschlapfen, Schürze und Kopftuch und sehen aus als würden sie auf dem Feld arbeiten.

Ein Radfahrer quert mit einem supermodernen Fahrrad und einer farblich auf den Alurahmen des Rades abgestimmte Radfahrerkleidung.

In der Innenstadt sieht man restaurierte Häuser eine saubere Fußgängerzone und sogar einige Kübelpflanzen auf dem Gehweg.

Doch außerhalb des Zentrums fehlt der Stadt jeglicher Charme.

Hässliche Wohnsilos, die billigst gebaut wurden ohne Rücksicht darauf, dass Menschen darin wohnen müssen. Manche dieser Häuser haben einen großen roten Punkt auf der Fassade.

Das bedeutet, dass dieses Haus keiner Überprüfung mehr standgehalten hat und in nächster Zeit zusammenbrechen wird. Passanten sollen sich fernhalten. Vorhänge vor den Fenstern zeigen, dass noch nicht alle Bewohner ausgezogen sind.

Straßen mit der durchaus angemessenen Geschwindigkeitsbegrenzung von 5 km/h führen zu den, vom Gold glänzenden orthodoxen Kirchen und Klöstern.

Mittagessen für Gruppenreisende. In einem Zelt mit Rüschen werden 200 oder auch mehr Reisende abgespeist. Die Tische sind schön gedeckt und das Essen ist traditionell, sagt man uns. Fette Würstel mit fetten Kartoffeln und auch der Salat ist im Öl ertränkt. Eine Kost wie sie ein Bauer in der Zeit vor den Traktoren gebraucht hat.

Die Bevölkerung teilt sich hier in 2 Gruppen. Die Einen in XXL die sich an die traditionelle Kost halten und die in S die es nicht tun.

Zwischen Hauptspeise und Nachspeise gibt es eine folkloristische Tanzvorführung.

Noch schulpflichtige Mädchen und Burschen tanzen sichtlich gelangweilt und auch etwas herablassend für uns. Ihre Kleidung aus Wolle und Leinen ist geschmückt mit Stickereien in Schwarz, Rot und Blau. Die Burschen tragen ein weißes Hemd und Wollhosen mit einem Ledergürtel und eine lederner Jacke. Die Mädchen tragen auch ein weißes Hemd dazu eine bunte Weste, eine reich verzierte Schürze und ein Stirnband aus Münzen.

Die Tänzer werden von einem Hackbrett einer Geige und einem Akkordeon begleitet. Die Tänze sind schnell und fröhlich. Die Jugendlichen sind perfekt trainiert und keinem passiert ein Fehler. Leider bleibt das Lachen, dass zu diesen fröhlichen Tänzen gehört aus. Für sie ist es ein Job, er bringt Geld und Spaß haben sie dann wohl in ihrer Freizeit.

Für die Tänzer gibt es kräftigen Applaus und für uns eine Schokocremetorte.

 

© Gabriele Koubek 2019-10-16



Lara und die Urgroßeltern 

2019

Lara und die Urgroßeltern 

Lara kommt diesen Herbst in die Schule. Sie hat schon eine Elsa-Schultasche, ein Federpennal und Bleistifte. Ein Turnsackerl hat ihre Mama auch schon vorbereitet.

Bevor die Schule beginnt, fährt Lara mit ihren Eltern und ihren Geschwistern zu ihren Urgroßeltern in die Steiermark. Urgroßeltern sind die Eltern der Großeltern. Die Großeltern sind die Eltern der Eltern. Die Kinder haben Eltern, die Eltern haben Eltern, also sind das dann die Großeltern und die haben auch Eltern, das sind dann die Urgroßeltern.

Für Lara ist es da sehr schwer den Überblick zu bewahren. Klar ist, dass das Wort „Eltern“ irgendetwas mit „alt“ zu tun hat. Also sind alle außer die Kinder alt, weil sie ja irgendwelche Eltern sind – logisch oder?

Die Eltern von Laras Großvater leben im Mürztal in der Steiermark. Leider sieht sie sie nicht so oft, denn Lara lebt bei ihren Eltern im Norden von Niederösterreich. Wenn Lara die Urgroßeltern im Sommer besucht, darf sie mit dem Urliopa manchmal in den Wald gehen. Dort werden Schwammerl, Pilze, Heidelbeeren oder Walderdbeeren gesammelt. Der Urliopa kennt sich gut im Wald aus und weiß wo die besten Plätze zum Sammeln sind. Die Urlioma kocht dann Nudeln mit Schwammerl oder backt einen Kuchen aus frischen Heidelbeeren. Das schmeckt so gut. Im Winter kann Lara in der Steiermark Skifahren. Da kommt der Urliopa nicht mit, denn mit seinen 90 Jahren geht er lieber Langlaufen als Skifahren.

Lara hat noch eine Urgroßmutter. Die wohnt ganz in der Nähe von Lara und ihrer Familie. Laras große Schwester Lina hat irgendwann begonnen diese Urli Ama zu nennen. Seit dieser Zeit sagen die Kinder Ama zu ihr. Lara sieht ihre Ama ganz oft. Wenn Laras Mama mit Laras kleiner Schwester zum Doktor muss oder einfach nur in Ruhe einkaufen will, darf Lara bei der Ama bleiben. Dort gibt es einen Garten zum Toben und Laufen. Im Haus stehen jede Menge Spielsachen herum. Sie darf Legostädte aufbauen und stehen lassen. Ama stört das nicht wenn in jedem Zimmer eine Legostadt mit Puppenwagen und Feuerwehrauto steht. Sie hat auch Zeit Brettspiele oder Kartenspiele mit Lara zu spielen.

Zum Essen darf sich Lara etwas wünschen. Nudelsuppe oder Palatschinken mit Schokoladecreme gehört zu ihren Lieblingsspeisen. Das hat die Ama schon geahnt und schon alles vorbereitet. Lara darf helfen den Palatschinkenteig zu rühren.

Nach dem Spiel ruht sich die Ama gerne ein bisschen aus, da darf Lara einen Film anschauen oder ein Hörbuch hören. Bei Laras Mama sind die Zeiten fürs Fernsehen genau begrenzt bei der Ama ist das nicht so streng.

Wenn Lara mit ihren Eltern oder Geschwistern aus irgendeinem Grund überhaupt nicht zufrieden ist, dann kuschelt sie sich zur Ama und erzählt ihr wie ungerecht alles ist. Die Ama hat immer Verständnis, sie hört ihr zu und bei Bedarf tröstet sie Lara. Manchmal hilft auch ein kleines Stück Schokolade.

Lara liebt ihre Urgroßeltern und lässt sich gerne von ihnen verwöhnen.

© Gabriele Koubek 2019-10-08



China, Sommer 1985

Jungkoch in Kunming

Jungkoch in Kunming

Gesehen in China, im Sommer 1985. Es ist sehr heiß, sehr schwül und sehr schmutzig.

Mit dem Flieger von Wien nach Krakau von Krakau nach Taschkent dann nach Bangkok und nach Hongkong. Direktflüge sind noch nicht erfunden, dafür wird in der polnischen Airline noch vor dem Abflug großzügig Wodka verteilt.

Einreise nach China über Kanton. Kreuz und quer durch China bis Peking. Von dort mit der Transsibirischen Eisenbahn nach Hause. Das war unser Reiseplan im Sommer 85 und er hat funktioniert.

Nach einem einwöchigen Aufenthalt in Bangkok, mit der täglichen Anfrage am Flughafen, gelang es uns endlich ein Standby Ticket nach Hongkong zu ergattern. Von dort ging es mit dem Schiff nach Kanton und mit dem Zug nach Kunming. Diese Stadt war einst die kulturelle Metropole Südwest Chinas. Hier war das Tor zur südlichen Seidenstraße, die über Tibet, Sichuan und Myanmar nach Indien führte.

Kunming ist die Hauptstadt der Provinz Yunnan und liegt in deren Mitte auf einem Plateau nördlich des Dianchi Sees von drei Seiten umgeben von Bergen.

Der Name, Stadt des ewigen Frühlings, stammt daher, dass durch das milde Klima hier zu jeder Jahreszeit Blumen blühen.

Westlich von Kunming liegen die Western Hills. Der Aufstieg zu einem der vielen Tempel dauert fast 2 Stunden. Ein schmaler Steg führt durch den dichten Wald. Es geht steil bergauf und die feuchte heiße Luft erschwert jeden Schritt.

Am Wegrand sitzen immer wieder entweder kleine Mädchen oder alte Frauen die Getränke anbieten. Die Buben sind in der Schule und die Männer bei der Arbeit, erzählt man uns. Verkauft wird pick süße Limonade in mehr oder weniger original verschlossenen Flaschen oder frisch abgefülltes Quellwasser in Bechern mit starken Gebrauchsspuren. Wir haben die Qual der Wahl und bleiben durstig.

Drei Burschen, die offensichtlich keine Lust auf Schule haben stehen am Wegrand. Sie sind ganz sicher keine Pilger auf dem Weg zu den heiligen Tempeln. Barfuß streifen sie durch den Wald. Sie tragen typische Kleidung für Arbeiter im Mao-Stil, die ihnen größenmäßig nicht passt dafür stark verschmutzt, zerrissen und geflickt ist. Auch ihre Hände und Füße sind sehr schmutzig.

Sie haben ein kleines Feuer gemacht. In einem zerbeulten Topf aus Blech erhitzen sie Öl. Einer hält eine fette tote Ratte in der Hand.

Sie lächeln und winken uns zu. Wir eilen im Laufschritt an ihnen vorbei, bevor sie eine Einladung zum Essen aussprechen können.

Denn eine Einladung zum Essen abzulehnen ist in China sehr unhöflich.



Myanmar

Februar 2012

Wovon träumt ein burmesisches Mädchen?

Gesehen in Myanmar oder Burma oder Birma im Februar 2012. Es ist so heiß, dass wir uns über jeden Windhauch freuen. Ab 40 Grad gehen dann auch die Burmesen langsam in den Schatten.

Wir besuchen den Goldenen Felsen. Er liegt auf einem Berg bei dem Städtchen Kyaikto im Mon-Staat und ist eine der heiligsten buddhistischen Stätten in Myanmar.

Seit 1000 Jahren, so erzählt es die Legende, hält ein einziges Haar Buddhas den Goldenen Felsen im Gleichgewicht. Mon-König Tissa, Sohn eines Magiers und einer mythischen Prinzessin, soll dieses Haar im 11. Jahrhundert von einem Eremiten erhalten haben.

Den ersten Teil des Aufstiegs zur goldenen Pagode fahren wir. Auf der Ladefläche eines Lastwagens werden wir mit 40 weiteren Personen hinaufbefördert. Es ist wie Geisterbahnfahren und Hochschaubahnfahren in einem.

Ich habe den Eindruck, mit den Tieren wird hier achtsamer umgegangen als mit uns Menschen.

Den zweiten Teil des Weges muss man zu Fuß gehen oder sich von 4 kräftigen Burschen in einer birmanischen Sänfte tragen lassen. Aber das war sogar mir zu dekadent.

Am Straßenrand wird gewohnt, gekocht und gegessen. Frisch gepresster Zuckerrohrsaft, gekochter Reis, Fisch und vieles mehr wird hier verkauft. An den Ständen traditioneller Apotheken sind Wildziegenköpfe, Bärentatzen, Schlangen zu sehen, aus denen in der Hitze das Fett für den Medizinsud tropft. In Flaschen abgefüllt, mit Alkohol übergossen, noch ein paar Tausendfüßler und Rinde dazu, wird ihm eine heilende Wirkung zugesprochen.

Nach dem fast einstündigen Aufstieg erreichen wir den mit Blattgold bedeckten Felsen. Er balanciert am Rande eines Abgrunds. Von hier aus eröffnet sich ein herrlicher Ausblick auf die umliegende Berglandschaft.

Der Goldene Felsen ist ein ganz besonderer Ort. Die Atmosphäre ist magisch. Ausländische Touristen sind dort in der Minderzahl. Pilger und Mönche sind bei ihrer Andacht und religiösen Ritualen zu sehen. Männer hocken dicht gedrängt an der Unterkante und kleben Blattgoldplättchen auf den Felsen. Frauen ist das versagt, den Stein dürfen sie nicht berühren. Sie knien betend in der Nähe, eingehüllt in den Rauch von Kerzen und Räucherstäbchen.

Es kommen jeden Tag sehr viele Pilger und auch einige Fremde an diesen heiligen Ort und alle müssen essen.

Ein Mädchen sitzt mit vielen anderen am Wegrand zur goldenen Pagode. Sie verkauft gebratenen Fisch. Ihre Geschäfte gehen gut und sie sieht zufrieden aus. Trotzdem preist sie ihre Ware mit lautem Geschrei an. Sie versucht die lauteste zu sein um Kunden anzulocken. Wir kaufen bei ihr. Ihre Kleidung ist sehr sauber und gepflegt. Die pechschwarzen Haare hat sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden.

Nur ihre Augen sind nicht bei der Sache. Sie blicken in eine für uns unsichtbare Welt. Zu gern wüsste ich wovon dieses burmesische Mädchen träumt.

 

© Gabriele Koubek 2019-09-21



Krk, August 2019


Heimat

und Sprache

Heimat und Sprache


Gesehen und gehört im August 2019, in Kroatien auf der Urlaubsinsel Krk, sehr angenehmes Klima, warm mit einer kühlen Meeresbriese.

Wir besuchen Vrbnik, ein gemütliches Dorf, das fast 50 Meter über dem Meer angesiedelt ist.

Die Einwohner hier beschäftigen sich mit Wein- und Olivenanbau. Vrbnička žlahtina heißt der trockene goldgelbe Weißwein, welcher nur auf Krk gelingt. In den Weinkellern kann man den Wein probieren und wenn man Wein kaufen will wird er direkt aus dem Fass in irgendeine Plastikflasche abgefüllt.

Wir probieren und kaufen.

In der Altstadt gibt es viele schmale Gassen und irgendwann kommen wir zur engsten Gasse der Welt. Sie heißt Klancic und ist nur 50 cm breit. Eigentlich ist es ein Felsspalt mitten im Ort. Wir haben gerade noch durchgepasst aber für einen Rucksack ist kein Platz mehr.

Im Winter hat das Dorf 1000 Einwohner und im Sommer sind hier fast 2000 Leute.

In einem Gasthaus machen wir Rast. Natürlich sitzt man hier im Freien unter einem Sonnenschirm. Am Nebentisch sitzen die Vormittagsbiertrinker und unterhalten sich angeregt.

An einem anderen Tisch sitzen zwei Frauen beim Vormittagskaffee. Sie sind die Mutter und die Großmutter der beiden Buben die am Straßenrand spielen.

Die Frauen unterhalten sich einmal deutsch und einmal kroatisch. Manchmal wechseln sie die Sprache mitten im Satz. Sie sind weder Einheimische noch Touristen. Sie sind einheimische Touristen die so viel Zeit wie möglich in ihrer alten Heimat verbringen.

Leute die vorübergehen grüßen sie wie man alte Bekannte grüßt. Manche bleiben stehen und plaudern ein bisschen.

Die beiden Buben kennen das Gasthaus und seine Umgebung. Auf der Straße haben sie ihr Legospielzeug aufgebaut. In diesem Dorf sind die Straßen und Wege so schmal und steil, dass keine Autos fahren können. Also gehört die Fahrbahn den spielenden Kindern.

Sie spielen hoch konzentriert und lassen Legoautos auf und abfahren. Manchmal sprengt die Geschwindigkeit, mit der die Spielzeuge sich bewegen ihre Festigkeit. Dann werden sie neu zusammengebaut und ein Schuldiger gesucht.

Diese Diskussion unter den Buben findet auf Deutsch statt. Wenn die Kinder durstig sind oder Mutter oder Großmutter einen Streit schlichten muss, passen die Kinder ohne Mühe die Sprache an die Personen an. Deutsch mit der Mutter, kroatisch mit der Großmutter.

Obwohl alle Beteiligten beide Sprachen perfekt verstehen und sprechen, gibt es ungeschriebene Regeln für die Verwendung. Für die Kinder bleibt so über die Sprache die Verbindung zur alten Heimat, in der sie eigentlich immer nur auf Urlaub sind.




Mallorca

Oktober 2017

Plaça d’Orient

Gesehen in Inca auf der Insel Mallorca, im Oktober 2017, super Klima, am Tag angenehm warm und in der Nacht kühlt es ein wenig ab.

Die Stadt Inca hat einen eindrucksvollen Kirchenplatz mit Springbrunnen. In den Arkaden rund um den Platz sind die Restaurants und Kaffeehäuser gut besucht.

In der Mitte ist heute der Wochenmarkt. Die Bauern der Umgebung bringen ihre Produkte in die Stadt. Obst in leuchtenden Farben und Gemüse in der richtigen Reife sind in Kisten aufgestellt. Gewürzstand reiht sich an Gewürzstand.

Zwiebel, Knoblauch, Paprika und Chili sind zu Zöpfen geflochten. Die getrockneten Gewürze verbreiten einen unbeschreiblichen Duft.

Als Käufer sieht man fast nur Frauen. Sie haben Körbe, Taschen und Rucksäcke mitgebracht. Gehandelt wird hier weniger um den Preis als um die Qualität.

Natürlich dient der Markt auch der Kommunikation. Die Frauen stehen in kleinen Gruppen beieinander. Der neueste Tratsch wird hier genauso besprochen wie die besten Einkaufsmöglichkeiten.

Vor einem Obststand unterhalten sich zwei Frauen, wie es sich für Spanierinnen gehört, laut und mit ausladenden Gesten. Ein kleines Mädchen steht dabei. Ihr ist langweilig. Sie zupft ihre Mutter immer wieder am Ärmel und deutet auf den prall gefüllten Rucksack auf dem Rücken der Frau. Sie erntet nur ein Kopfschütteln.

Da das Kind die gewünschte Aufmerksamkeit nicht bekommt, nimmt sie die Sache selbst in die Hand. Sie stellt sich hinter der Mutter auf die Zehenspitzen und erreicht so den Verschluss des Rucksacks.

Jetzt will sie keine Aufmerksamkeit mehr und löst ganz vorsichtig den Knoten der Schnur, der die Öffnung verschließt.

Ihre Mutter hält kurz in ihrer Erzählung inne und tut dann so als würde sie nichts bemerken. Sie beugt sich unauffällig ein wenig zurück, damit das Mädchen besser an die Rucksacköffnung herankommt. Nun kann die Kleine mit ihren schlanken Fingern in den Rucksack greifen.

Nach einer kurzen Suche kommt ihre Hand wieder zum Vorschein. Sie hat einen Kamm gesucht und gefunden.

Vor Aufregung vergisst die Kleine, dass sie ihre Aktion geheim halten wollte und hüpft mit ihrer Beute vor ihrer Mutter herum. Die Mutter tut zuerst ganz überrascht und dann lacht sie fröhlich.

Das Mädchen braucht den Kamm ganz dringend um ihrer Puppe eine neue Frisur zu verpassen.

 

 

© Gabriele Koubek 2019-07-23




Estland

August 2016

Antiquariat

Gesehen in Tallinn, August 2016, Haube und Handschuhe braucht man nicht aber eine Jacke ist ratsam.

Ich liebe Kochbücher. Immer wenn ich durch ein fremdes Land reise begleitet mich die Suche nach regionalen Kochbüchern. Dabei ist mir die Sprache egal es müssen nur viele Bilder drinnen sein, die das Land, die Leute und ihr Essen zeigen. Auch in Tallinn mache ich mich auf die Suche nach einem Buchladen.

Auf einem großen Platz, von dem aus man durch gepflegte Gärten hinauf zur Stadtmauer gehen kann, werde ich fündig. In einem Arkadengang stehe ich vor einer Auslage mit Büchern. Diese ist so vollgestopft als gäbe es in dem Laden keinen freien Platz mehr für Bücher. Und so ist es auch.

Beim Betreten des Geschäfts fällt mir als Erstes der Geruch auf. Vanille gemischt mit mildem Essig und darüber eine Schicht aus Staub. Ich bin in einem Antiquariat gestrandet. Regale stehen hier nicht nur an den Wänden, sondern auch mitten im Verkaufsraum. Ihr Zweck ist es Bücher zu beherbergen und wo sie stehen ist dabei ganz egal.

Man kann nicht sehen, wo dieser Raum endet oder ob es dahinter weitere Räume gibt. Die Durchgänge sind sehr schmal. Kunden stehen einfach vor einem Regal und blättern in einem Buch als gäbe es die Welt außerhalb des Ladens nicht.

Niemand ist in Eile.

Ich schon, denn ich habe nur mehr wenige Stunden bis zu meiner Abreise aus diesem verträumten Land. Also eile ich durch die Gänge, um jemanden zu finden, den ich nach Kochbüchern fragen kann.

Hinter einer Leiter finde ich eine junge Dame mit einem Schild auf dem Kragen. Sie ist etwa 16 Jahre alt und lässt sich hier ausbilden. Sie ist ein Bücher-Antiquariats-Lehrling und sie weiß, wo hier die Kochbücher stehen. Ihre Empfehlung für ein Buch, das zwar stark abgegriffen dafür aber wunderschön bebildert ist, erweist sich genau als die Richtige für mich.

Beim Bezahlen habe ich Zeit das Mädchen zu beobachten. Sie sieht sehr hübsch, jung und lebenslustig aus. Ihre Bibliothekarinnen Kleidung besteht aus einem sehr kurzen, karierten Minirock und einer tief dekolletierten Bluse. Stirnfransen und ein frecher Bob umschmeicheln ihr Gesicht. Die hohen schwarzen Schnürstiefel stelle ich mir unbequem vor. Aber gemeinsam mit ihren tiefrot bemalten Lippen machen sie ihr Outfit perfekt.

Wie passt dieses Mädchen in diese verstaubte Buchhandlung? Sie wirkt sehr zufrieden mit ihrem Job. Ihre Beratung ist freundlich und kompetent. Ist sie die Verbindung zwischen dem Alten, das in diesem Land über viele Jahre hinweg erhalten werden musste, weil es nichts Neues gab und dem Modernen, das langsam Einzug in das Leben der Esten nimmt.

Estland war lange im Dornröschenschlaf und beginnt gerade, sehr erfolgreich, sich neu zu erfinden.

 

© Gabriele Koubek 2019-07-22



Martinique 

Februar 2018

Karibische Märkte

Gesehen in Fort-de-France, der Hauptstadt von Martinique, im Februar 2018. Ganzjährig Sommer und Sonne.

Die Insel gehört zu den Kleinen Antillen, einer Vulkankette, die das Karibische Meer vom Atlantik abgrenzt.

Martinique trägt zu Recht den Beinamen Insel der Blumen. Rote Hummerschere, purpurfarbener Ingwer, Flamingoblumen, Bougainvillea, Blumenrohr, Papageienschnabel, sowie 100 Orchideenarten gedeihen hier.

Die kreolische Küche vereint lokale Zutaten wie Meeresfrüchte, Kokosnuss, Bananen und Gewürze mit Zutaten aus Afrika, Europa und Indien.

Wir besuchen die farbenfrohe Markthalle in Fort-de-France. Die Halle ist sehr gut besucht. Einheimische und Reisende drängen sich an den Ständen.

Frisches Obst und Gemüse liegt sorgfältig aufgereiht auf den Tischen. Bananen gibt es in Rot, in Gelb und in Grün. Manche sind nur zum Kochen und manche zum roh essen geeignet. Riesige Vanilleschoten liegen neben riesigen Limonen.

Die Verkäufer bieten verschiedene Früchte zum Kosten an. Es riecht und schmeckt herrlich.

Neben einem dieser Gewürzstände steht ein hoher Sessel auf dem sitzt eine etwa 3 Jahre junge Dame. Sie ist mit einem rosa Kleidchen bekleidet und trägt dazu rosa Sandalen. In ihrem schwarzen gekrausten Haar sitzt eine rosa Masche. Ihre dunkle Haut lässt das Rosa leuchten.

Das Mädchen hat ein Stück Baguette in der Hand, denn schließlich sind wir hier in Frankreich. Sie steigt bestimmt nicht von dem Stuhl herunter, denn in dem Gedränge der großen Leute würde sie verloren gehen.

Von ihrem Hochsitz aus hat sie einen guten Überblick über den Verkaufsstand ihrer Mutter und beobachtet die Preisverhandlungen, die bei jeder Ware und auch bei den kleinsten Einheiten gemacht werden.

So viel Zeit muss sein.

Neben den Gewürzen werden hier auch verschiedene Säfte und Rum verkauft. Die Geschäfte gehen gut da viele Reisende diesen Markt besuchen.

Einen Stand gibt es speziell für Touristen die ihre Kopfbedeckung vergessen haben. Hüte sind auf der Insel nicht nur ein modisches Accessoire sondern ein notwendiger Schutz gegen die Sonne.

Hier werden Panamahüte verkauft. Diesen Hut gibt es schon seit 1630 und er sieht immer noch aktuell aus und erfüllt seinen Zweck. Das muss ihm einmal jemand nachmachen.

 

 

 

© Gabriele Koubek 2019-07-20



Lina

Sommer 2011

Kinderleicht

Lina ist schon 2 Jahre alt. Sie lebt mit ihren Eltern in einem kleinen Dorf in Niederösterreich im Weinviertel.

Sie hat hübsche Kleider und viele, viele Spielsachen. In ihrem Garten ist viel Platz zum Herumtoben. Dort gibt es auch eine eigene Sandkiste eine Rutsche und eine Schaukel.

Linas Eltern passen gut auf Lina auf. Sie darf aber auch auf kleine Bäume klettern und barfuß durch die Wiese laufen.

Ihre Eltern zeigen ihr die fremden Tiere im Zoo und fahren mit ihr in den Urlaub ans Meer. Kinderturnen, Musik für Kinder und vieles mehr stehen auf Linas Programm. Niemand schimpft mit ihr, wenn ihre Kleidung beim Spielen schmutzig wird.

Wenn Lina krank ist, gibt es einen Arzt ganz in der Nähe. Es ist immer genügend Essen da und die Mutter achtet sehr darauf, dass die Nahrung frisch und gesund ist.

Lina geht es gut. Sie wurde in einem Land geboren, wo niemand Angst vor einem Krieg oder vor einer Hungersnot haben muss. Wir sollten dafür dankbar sein, denn nicht überall auf der Welt ist das so.

Lina kann natürlich noch nicht schreiben oder lesen und auch vom Computer hat sie keine Ahnung. Aber sie interessiert sich sehr für Opas Tablett.

Opa hat sein Handy und sein Tablett immer ganz nah bei sich. Sofort, wenn eines dieser Geräte einen Ton von sich gibt, muss er nachschauen, was sich in dieser virtuellen Welt tut.

Lina bettelt und quengelt, sie will das Tablett.

Opa gibt nach. Er öffnet die Schutzhülle und drückt auf die on-Taste. Mit dem Zeigefinger wischt er über den Bildschirm.

Lina schaut aufmerksam zu.

Jetzt drückt Opa auf das Zeichen für die Internetverbindung. Die Seite mit den lustigen Zeichentrickfiguren ist geöffnet und schon geht der Film ab.

Lina ist begeistert. Sie starrt auf den Bildschirm und die Welt um sie herum ist vergessen.

Da einige Minuten lang niemand den Bildschirm berührt schaltet sich der Ruhemodus ein und auf dem Tablett wird es finster. Opa denkt, nun bekommt er sein Tablett zurück. Er deutet Lina, dass das Gerät kaputt ist und will es schon wegräumen.

Da erntet er von Lina einen mitleidigen Augenaufschlag.

Lina drückt die on-Taste, wischt mit dem Zeigefinger über den Bildschirm, drückt auf die Internetverbindung und schon hüpfen die Zeichentrickfiguren wieder über den Bildschirm.

So ein Tablett zu bedienen ist doch wirklich kinderleicht.

 

© Gabriele Koubek 2019-07-14



Indonesien 

Mai 2007

Wassereis

Gesehen in Yogyakarta vor dem Wasserschloss Taman Sari im Mai 2007.

Ein paar Kinder stehen vor dem Wasserpalast Taman Sari im Herzen der indonesischen Insel Java. Der Palast ist nur mehr eine Ruine. Erbaut im Jahre 1757 und langsam abgebaut durch den Zahn der Zeit.

Auch wenn hier alles etwas verwahrlost wirkt, kann man sich noch ganz gut vorstellen, wie sich hier Yogyas erster Sultan mit seinen Frauen, Konkubinen und den zahlreichen Kindern zur Sommerfrische zurückzog.

Um den Palst steht eine gut erhaltene Mauer, die einst feindlich gesinnte Mitmenschen abhielt in den Palast einzudringen und der Familie des Sultans Schaden zuzufügen.

Heute dient die Mauer dazu den Touristenstrom zu lenken. Zwei Tore sind geöffnet. Eingang und Ausgang. So entkommt kein Besucher der Kassa am Eingang und dem Shop beim Ausgang.

Die Kinder beim ersten Tor schlecken genüsslich zu Dritt an einem Wassereis. Sie tragen Leinenhosen in gedeckten Farben und darüber ein langes Leinenhemd mit Stickereien darauf. Sauber und gepflegt sehen sie aus.

Dann fährt ein Autobus auf den Parkplatz vor dem Eingang. Ein schriller Pfiff ertönt. Die Kinder reagieren sofort, sie werfen das Eisstöckchen weg und laufen auf die Besucher zu.

Sie sprechen sie freundlich an und wirken dabei überhaupt nicht aufdringlich. Mit viel kindlichem Charme fragen sie die Leute ob sie ihnen bitte ein Eis kaufen. Dabei lachen sie fröhlich als wäre es ein Spiel.

Zufällig steht gleich hinter den Kindern ein Dreirad mit einer Eisbox. Von dort kam auch der Pfiff.

Einige der Touristen geben den Kindern Geld. Die Kinder bedanken sich artig und geben das Geld der Frau mit dem Eis.

Dann wird gewartet und verhandelt bis die Touristen von ihren gestressten Reiseführern durch den Eingang geschoben werden und auf nimmer wieder sehen verschwunden sind.

Manchmal kaufen die Leute das Eis selbst und geben es den Kindern; dann dürfen sie das Eis essen. Außer die Besucher verschwinden schnell genug hinter der Mauer, dann geben sie das Eis zurück.

Ich bin mir sicher, dass ein europäischer Magen so ein Eis, das bei 32 Grad in einer Holzbox gelagert wird, nicht gut vertragen kann. Vor allem wenn es schon einige Male verkauft wurde und immer wieder zurückgekommen ist. Aber den Kindern hier scheint das nichts auszumachen.

Diese Geschäftsidee funktioniert und den Kindern geht es gut.

Aber wir dürfen trotzdem nicht übersehen, was hier geschieht ist und bleibt Kinderarbeit.

 

 

© Gabriele Koubek 2019-07-13



Vietnam 

Sommer 2011

Frisuren in der Klosterschule

Gesehen in Hue, im Sommer 2011, 35 Grad und eine unerträglich hohe Luftfeuchtigkeit. Man schwitzt auch wenn man sich überhaupt nicht bewegt.

In Vietnam geht jeder buddhistische Junge mindestens einmal in seinem Leben für einige Zeit in eine Klosterschule. Manche verbringen zwei bis drei Wochen, andere mehrere Monate und manche ihr ganzes Leben im Kloster.

Die alte Kaiserstadt Hue liegt in Zentralvietnam. Durch die Stadt fließt der Parfumfluss aber leider bleiben die Erwartungen die von diesem Namen ausgehen unerfüllt.

Wir besuchen die Linh Mu-Pagode.

Die Legende erzählt, dass nachts auf dem Hügel am Parfümfluss eine alte Frau gefunden wurde, die ein langes, rotes Kleid und grüne Hosen trug und behauptete, dass dieser Ort einer Gottheit gehört. Sie verlangte, dass im Namen dieser Gottheit eine Pagode gebaut werden müsse, woraufhin sie in einer Wolke verschwand.

Seit diesem Tage wird das Bauwerk „Die Pagode der alten Himmelsgöttin“ oder „Pagode der himmlischen Frau“ genannt.

In diesem Kloster gibt es auch eine Schule für Novizen. Da alle Fenster weit offen sind kann man gut in die Klassenzimmer sehen. Als uns einer der Lehrer erblickt lädt er uns sehr freundlich ein in die Klasse zu kommen.

In diesem Raum sitzen ca 40 Kinder. Hefte, Bleistifte und Bücher liegen vor ihnen auf den Tischen.

Wir sehen weder Computer noch Handys.

Es gibt eine schwarze Tafel und weiße Kreide.

Die Burschen sind zwischen 10 und 15 Jahre alt und folgen dem Unterricht altersgemäß desinteressiert. Aber alle lächeln freundlich und freuen sich über die Abwechslung.

Wenn der Unterricht vorbei ist werden die Tische von den Schulsachen leergeräumt und die Teller für das Mittagessen werden aufgedeckt.

Die Jungs tragen eine braune Kutte und Sandalen. Alle sind gleich gekleidet.

Große Unterschiede gibt es nur bei der Frisur. Die Einen tragen die Haare lang, die Anderen kurzgeschoren wie ein Mönch.

Uns wird erzählt, dass es darauf ankommt wie lange man schon im Kloster ist und wie gut man gelernt hat um eine Frisur wie ein Mönch zu bekommen.

Wir sehen auch einige Schüler die nur den Hinterkopf rasiert haben und vorne ganz lange Stirnfransen tragen. Die Erklärung dafür ist ganz einfach: Diese Schüler sind zwar schon lange im Kloster aber an der Disziplin müssen sie noch ein wenig arbeiten.

 

© Gabriele Koubek 2019-07-06



Oman

November 2012

Flipflops zur Tracht

Gesehen in Bahla, November 2012, angenehme 26 Grad am Tag, in der Nacht kühlt es stark ab.

Eine zweistündige Autofahrt durch viel karge und trockene Gegend führt uns von der Hauptstadt Maskat in den Norden des Omans. Entlang der Straße sind mehr Ziegen als Menschen zu sehen. Dornenbüsche stehen am Straßenrand.

Dann taucht vor uns die Oasenstadt Bahla auf. So sieht eine Fata Morgana aus, ist mein erster Gedanke. Aber die Stadt ist echt.

Bahla ist eine der ältesten Königstädte Omans. Sie ist von einer Stadtmauer aus Lehmziegeln umgeben. Inmitten der Stadtmauer liegt die im 17. Jahrhundert vermutlich vom Stamm der Nabhani auf einem Steinfundament mit Lehmziegeln und Stroh erbaute Festung Hisn Tamah.

Die Häuser rundherum stehen sehr eng beisammen und sehen aus wie komfortable Würfel aus Lehm und Stroh mit winzig kleinen Fenstern ohne Scheiben und einem Eingang ohne Türe. Auf dem Dach gibt es kein Dach sondern Ställe für die Ziegen.

Wir wollen ins Zentrum der Stadt und fahren gemäß den Anweisungen des Navis. Was unser Navi nicht weiß ist, dass wir ein riesengroßes, geländegängiges Mietauto fahren.

Vor uns auf der Straße spielen Kinder.

Die Mädchen treiben mit einem Stöckchen einen Reifen und die Buben fahren mit ihren Rädern auf und ab. Sie sehen in unsere Richtung und spielen seelenruhig mitten auf der Straße weiter.

Als wir immer näher kommen zeigen sie mit dem Finger auf uns und beginnen zu lachen. Sie haben auch allen Grund sich vor Lachen zu zerkugeln, denn wir stecken fest. Das Auto ist breiter als die Straße und für uns gibt es kein Vorwärts kommen.

Während wir das Auto im Retourgang aus der engen Gasse manövrieren, bleibt viel Zeit um die Kinder zu beobachten. Sie wirken fröhlich und zufrieden.

Die Kleidung der Mädchen ist eine traditionelle Tracht. Über einer Hose tragen sie ein buntes, reich mit Stickereien und Perlen verziertes Oberteil. Es sitzt locker und reicht bis zu den Knien.

Ohrringe aus bunten Perlen machen das Outfit perfekt. Die Haare werden mit bunten Haargummis und einem Haarreifen zusammengehalten.

Die Buben tragen, westlich orientiert, eine kurze Hose und ein Leiberl.

Die Schuhmode ist für die Buben und die Mädchen gleich. Flip flops gibt es zu jeder Kleidung farblich abgestimmt.

 

© Gabriele Koubek 2019-07-05



Kambodscha

Juli 2011

Rambutan

Gesehen in Kambodscha in der Stadt Angkor, im Juli 2011. Am Tag ist es sehr heiß und in der Nacht kommt die Abkühlung auf 32 Grad.

Angkor war einst die größte Stadt der Welt. Im 8. bis zum 13. Jahrhundert war sie das Zentrum des Königreichs der Khmer und hatte über einer Million Einwohner. Was ihren Untergang verursacht hat weiß man nicht so genau aber viele der Tempelanlagen sind bis heute erhalten geblieben.

Ein Mann in einfacher Arbeitskleidung und stark abgenützten Sandalen fegt mit einem Rechen durch die Wiese rund um einen der vielen Tempel in Angkor.

Er kümmert sich um die Abfälle die von den Besuchern achtlos weggeworfen werden.

Die heiligen Stätten müssen sauber sein.

Für seine Arbeit wird er bezahlt und kann für seine Familie Essen kaufen. Immer wieder blickt er zu dem kleinen Jungen, der im Schatten auf den Stufen des Tempels sitzt.

Das Kind ist noch zu jung um zur Schule zu gehen und darf seinen Vater zur Arbeit begleiten.

Als Mittagessen haben die Beiden ein Plastiksackerl voll mit Rambutan mitgebracht. Diese Früchte schmecken ähnlich wie Litschi und wachsen wild auf niedrigen Bäumen. Sie sind sehr süß und haben eine Haut aus weichen roten Stacheln.

Mit seinen geschickten Fingerchen schält der Kleine die Früchte aus der Schale. Wenn er sie in dem Mund steckt beginnen seine Augen zu lachen. Man sieht wie gut ihm diese süße Frucht schmeckt.

Kambodscha ist aus dem Reich Kambuja hervorgegangen, das seine Blüte vom 9. bis zum 15. Jahrhundert erlebte. Seine Ruinen in Angkor, Roluos, Banteay Srei und Preah Vihear wurden ins UNESCO-Weltkulturerbe aufgenommen.

Nach der Unabhängigkeit von der Kolonialmacht Frankreich im Jahre 1953 folgten jahrzehntelange Bürgerkriege, die viele Opfer unter der Bevölkerung und schwere Schäden in der Wirtschaft hinterließen.

Auf dem Land arbeiten die Menschen als Bauern. Es gibt keine Maschinen und die Arbeit in den Reisfeldern ist nicht nur ungesund für den Rücken, sondern sie ist auch wegen der giftigen Schlangen sehr gefährlich. In den Städten gibt es viele Kleinstunternehmer aber nur wenig Arbeitsplätze. Wer Arbeit hat ist in der glücklichen Lage für seine Familie zu sorgen. Diese Familien leben dann in einem Haus aus Strohmatten und haben genügend Reis, um satt zu werden.

 

© Gabriele Koubek 2019-06-29



Sansibar

April 2019

von Dar es salam nach Zansibar

Von Dar es salam nach Zansibar

 

Gesehen in Tansania, April 2019, Regenzeit und daher nicht zu heiß aber sehr feucht.

In Tansania werden insgesamt 125 verschiedene Sprachen gesprochen. Die Bevölkerung besteht fast zur Gänze aus Schwarzafrikanern, die vielen verschiedenen Ethnien angehören.

Seit Jahrhunderten leben in Tansania auch Menschen, deren Vorfahren aus Arabien und dem seinerzeit unter britischer Herrschaft stehenden Indien einwanderten.

Der Sänger der Band Queen ist wohl das berühmteste Beispiel dafür. Seine Familie stammt aus Indien und er wurde in Sansibar geboren. Allerdings waren seine Eltern Angestellte der britischen Botschaft und keine einfachen Tagelöhner.

Viel zu viele Menschen sterben in diesem Land an Aids und an Malaria. Es gibt daher viele Waisenkinder. Sie können keine Schule besuchen und müssen für einen geringen Lohn auf Plantagen oder in Haushalten arbeiten.

Wir sind auf der Fähre von Dar es salam nach Zansibar. Die Überfahrt dauert mehrere Stunden. Auf dem Schiff geht es recht lebhaft zu. Menschen mit unterschiedlichsten Hautfarben versuchen die besten Plätze für Kinder, Tiere, Gepäck und jede Menge Essen zu bekommen.

Ein kleines Mädchen, vielleicht 3 Jahre alt, sitzt artig auf dem Schoß ihrer Mutter.

Die Mutter ist streng muslimisch gekleidet. Sie trägt ein elegantes bodenlanges, beiges Kleid mit langen Ärmeln und weißen Manschetten. Ein schwarzer Schleier bedeckt ihre Haare, ihren Hals, ihre Ohren und den Ausschnitt. Ihre Haut ist sehr dunkel. Die Frau wirkt sehr angespannt. Sie reist ohne Mann nur mit dem Kind.

Das Mädchen ist auch nach islamischen Vorschriften gekleidet. Sie trägt einen geblümten bodenlangen Rock und dazu einen blütenweißen Schleier, der auch bei ihr alles bedeckt. Ihre kleinen Arme sind mit vielen Goldreifen geschmückt.

Auf dem Schiff sind viele Familien mit Kindern in fröhlicher Sommerkleidung.

Doch dieses kleine Mädchen kann sich nicht wie die anderen Kinder frei bewegen und herumtoben oder sich irgendwo im Schatten verstecken. Die Hitze und ihre Kleidung machen das unmöglich.

Auch wenn der viele Goldschmuck Reichtum zeigen sollte, so sitzen die Zwei nicht in der klimatisierten First Class sondern auf dem allgemeinen Deck.

Das Kind ist geschmückt als würde sie zu ihrer eigenen Hochzeit gebracht werden. Hoffentlich ist das nicht so.

 

© Gabriele Koubek 2019-06-26



Katar

November 2012

Palatschinken im Souq

Gesehen im Souq Waqif, in Doha, November 2012, heißes Wüstenklima, sehr hohe Luftfeuchtigkeit und keinerlei Niederschlag in den vergangenen 4 Monaten.

Doha in Arabien ist die Hauptstadt von Katar. Das Land ist fast überall unfruchtbar und unwirtlich, wie die anderen arabischen Wüstenstaaten. Nur im Norden, wo die Niederschläge noch etwas häufiger sind, wachsen Palmen und Dornenbüsche.

Dank Erdöl und Erdgasvorkommen ist dieses Land zu einem unglaublichen Reichtum gekommen.

Katar ist ein Emirat, also eine absolute Monarchie. Das Staatsoberhaupt ist der Scheich mit dem einprägsamen Namen Hamad bin Khalifa bin Hamad bin Abdullah bin Jassim bin Muhammed Al Thani.

Er beginnt das Land zu modernisieren und führt demokratische Strukturen ein. Schon seit 1999 gibt es in Katar ein Frauenwahlrecht.

Es gibt ein sehr gutes soziales Fürsorgesystem. Hilfsbedürftige erhalten feste monatliche Bezüge. Die medizinische Versorgung ist gut und steht kostenlos zur Verfügung.

Es gilt die allgemeine Schulpflicht, der schulische Unterricht ist auf allen Ausbildungsstufen kostenlos.

Der Scheich lässt viele imposante Gebäude errichten und Altes durch Neues ersetzen.

Die Altstadt wurde mitsamt dem Markt einfach geschliffen und neu auf alt getrimmt wieder aufgebaut. Dicke Holzbalken, die das Grundgerüst für die Häuser bilden, erweisen sich bei näherem Hinsehen als, aus Kunststoff gefertigte, Imitate.

Händler bieten Kleidung, handgefertigte Kunstgegenstände, Gewürze und andere Waren an. Alles ist blitzsauber, wie man es auf einem Souq nie erwarten würde. Kinder in Designerkleidung spielen am Boden.

Andere Kinder warten neben einer offenen Feuerstelle auf die frisch zubereiteten Palatschinken. Diese werden mit viel Ahornsirup gesüßt. Dazu gibt es Feuchttücher, um sich die Hände zu reinigen.

Die Mütter sind von Kopf bis Fuß in schwarzer traditioneller muslimischer Kleidung gehüllt.

Nur die Augen sind sichtbar. Irgendwie sehen die Damen alle gleich aus. Doch auch sie haben einen Weg gefunden ihren Reichtum zu zeigen.

An den Manschetten und an den Krägen sieht man sorgfältig eingearbeitete Diamanten blitzen. Die Diamanten sind in Linien oder in Kreisen und manchmal auch in Form einer Blüte angeordnet.

Vielleicht dient, dass den Kindern als Hilfe ihre Mutter von den anderen Müttern zu unterscheiden.

 

© Gabriele Koubek 2019-06-09



Norwegen

März 2012

 

 

Schlittenkinderwagen

 

 

Schlittenkinderwagen

Gesehen in Kirkenes, im März 2012, eisige Kälte, viel Schnee aber auch greller Sonnenschein.

Die Arktis ist die Gegend um den Nordpol. Zu ihr zählen die nördliche Polkappe, das großenteils von Eis bedeckte Nordpolarmeer und die nördlichen Ausläufer der Kontinente Nordamerika, Asien und Europas.

Kirkenes liegt am Varangerfjord. Von den 3500 Einwohnern kommen sehr viele aus dem Ausland.

Die Straßenschilder in Kirkenes sind in den Sprachen norwegisch, finnisch und russisch beschriftet. Die Entfernung zur Grenze mit Russland ist nur 10 km, zu Finnland etwa 35 km. Die Stadt wirkt international und sehr aufgeschlossen.

Von November bis Jänner dauert hier die Polarnacht. Um der Winterdepression entgegen zu wirken gibt es ein Sonnenstudio. Beleuchtete Langlaufloipen sorgen auch in der 50 tägigen Nacht dafür, dass die Menschen fit bleiben.

Dafür scheint die Mitternachtssonne vom Mai bis Juli. Ich glaube nicht, dass ich mich an diese Art den Tag und die Nacht zu erleben, gewöhnen könnte.

Ein besonders eindrucksvolles Erlebnis sind die Nordlichter. Wenn der Nachthimmel in Grün-, Weiß-, Rosa- und Violetttönen leuchtet, fühlt sich das an wie Zauberei. Es gibt gut fundiert physikalische Erklärungen für dieses Phänomen. Aber beim Anblick der Lichter glaubt man an Magie.

In der Arktis werden die Straßen nicht wie bei uns mit Schneepflug und Salz restlos geräumt, sondern es bleibt immer eine Schicht aus Schnee und Eis liegen.

Hier sind alle mit großen und kleinen Schlitten unterwegs. Es gibt eigene Transportschlitten für Hunde und Schlitten mit aufgesetzten Einkaufskörben.

Natürlich gibt es auch Rennschlitten für übermütige Jugendliche, die hoffentlich irgendwo eine Bremse eingebaut haben.

Die Kinder werden in Kinderwagenschlitten durch die Straßen gekarrt. Vor einer Bäckerei steht so ein Kinderwagenschlitten und ein kleiner Junge sitzt darin. Seine Mutter ist nur rasch ins Geschäft gegangen, um frisches Gebäck zu besorgen.

Der Bub ist warm eingepackt in einem Skianzug, Wollhaube und in ganz dicken Handschuhen.

Er weiß, dass er die Handschuhe nicht ausziehen darf und auch die Haube muss auf dem Kopf bleiben. Es ist einfach zu kalt. Aber Schnee, Eis und Kälte sind für ihn ganz normal.

Fröhlich lächelt er die vorübergehenden Leute an. Ihm macht die Ausfahrt mit dem Schlittenkinderwagen Spaß.

 

© Gabriele Koubek 2019-06-07


Peru

Urumbamba

 

 Oktober 2007

Urumbamba – ein Wort, das wie Musik klingt.

Wir befinden uns in Südamerika, in Peru, Oktober 2007. Der Urubamba ist einer der größten Flüsse in Südamerika. Er entspringt zwischen den südöstlichen Anden Perus und dem Hochland Perus und Boliviens und fließt in den Amazonas.

Nach der kleinen Stadt Ollantaytambo windet sich der Urubamba durch tiefe Schluchten in Richtung Regenwald. Dort befindet sich hoch oben die Ruinenstadt Machu Picchu.

Der Name Río Urubamba entstammt dem Quechua; das ist die tausendjährige Sprache der Inka, und bedeutet so viel wie „Ebene der Spinnen“. Im Hotelzimmer steht der Hinweis, dass man vor dem Zubettgehen alle Taranteln aus dem Zimmer entfernen soll. Zu meinem Entsetzen ist dieser Hinweis durchaus gerechtfertigt.

Eine unwirtliche Gegend, trotz einer unglaublichen Aussicht in das vom Fluss gebildete Tal und den Regenwald.

Ollantaytambo ist das einzige verbliebene Beispiel für Stadtplanung aus der Inka-Zeit. Die Gebäude und Inka-Terrassen sowie die engen Gassen der Stadt befinden sich noch in ihrem ursprünglichen Zustand.

Die geraden und engen Straßen bilden 15 quadratische Blocks, die je einen Eingang zum zentralen Innenhof besitzen, der von Häusern umgeben ist. Einige vornehme Häuser bestehen aus perfekt gearbeiteten Inka-Mauern aus dunkelrosa farbigen Stein.

Nach einer Legende soll der Gott Viracocha die Inka angeleitet haben, die Stadt zu bauen.

An einem besonders schönen Aussichtspunkt sitzt ein kleines Mädchen am Straßenrand. Sie ist sicher nicht älter als 5 Jahre. Es ist kein Erwachsener oder irgendjemand der auf sie aufpasst zu sehen. Es ist auch kein Dorf oder irgendwelche Wohnhütten in der Nähe.

Aber die Kleine scheint nicht verloren gegangen zu sein. Sie hat Schuhe an, das ist nicht für alle Kinder in dieser Gegend selbstverständlich. Ihre Kleidung ist schmutzig vom Staub der Straße aber warm genug damit sie nicht friert, denn es ist kühl in den Bergen.

Sie hat keinerlei Spielsachen dabei außer einer leeren Cola Dose, die sie in der Hand hält. Sie wirkt auch nicht hungrig oder traurig.

Aufmerksam und zufrieden schaut sie den Touristen zu, die eifrig für ihre Unterhaltung sorgen. Sie wird angesprochen, wo sie herkommt und wo sie hinwill. Aber offensichtlich ist sie genau dort wo sie sein will. Ohne sich lange zu zieren, nimmt sie den Reisenden gerne ihre Getränkedosen und die Naschsachen ab.

Als jeder sein Foto – herrliche Aussicht, grandiose Berge im Hintergrund und ein herziges Kind im Vordergrund – geschossen hat, fährt der Reisebus wieder ab.

Das fotogene Kind winkt bis sich der Staub, den der Bus hinterlässt, sich wieder auf die Straße setzt.

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