Eine Reise zu sich selbst

Was das Fasten betrifft kann ich mich mit gutem Gewissen als Wiederholungstäter bezeichnen. Seit vielen Jahren gönne ich mir einmal im Jahr eine Auszeit am Klosterberg im schönen Waldviertel.

Fasten bedeutet mehr als nur der Verzicht auf Nahrung. Es ist eine bewusste Unterbrechung des Alltags. Ein Innehalten, eine Reise zurück zum Wesentlichen.

Unsere Welt steht niemals still. Reize strömenden im Überfluss auf uns ein und im Lärm des Alltags geht die Stimme unsere Seele unter.

Fasten bedeutet nicht nur, dass man dem Körper das Essen entzieht es bedeutet auch Raum zu schaffen für Klarheit und Stille.

In den ersten Tagen spüre ich das Fehlen der Gewohnheit zu essen. Ist es wirklich immer ein Hungergefühl oder verbirgt sich dahinter bloß Appetit und der Versuch eine Sehnsucht zu stillen oder eine emotionale Leere zu füllen. Durch das gänzliche Weglassen von Salz fehlt auch der Geschmack der Speisen.

Aber schon nach kurzer Zeit wird der Ruf des Hungers leiser. Ich kann meine Gedanken jetzt besser hören und mein Blick wird wacher.

Es beginnt die Begegnung mit mir selbst. Gefühle steigen auf und Erinnerungen klopfen an. Lange verdrängte Fragen bestehen auf Antworten. Es erscheint eine verborgene Kraft. Sie kann Räume öffnen für Klarheit und oft auch für Dankbarkeit. Ich kann vieles sehen das jenseits des Materiellen liegt.

Stille wird nicht mehr gefürchtet und ich erkenne eine Antwort auf die Frage „was brauche ich wirklich?“.

Fasten ist kein Weg der Entbehrung sondern eine Rückkehr zum ich.

Tag 1