Willkommen im Liliebchenland


Gut versteckt im tiefen Wald liegt ein malerisch schöner See. Seine Wasseroberfläche ist ganz glatt und die Bäume die am Ufer stehen spiegeln sich darin.

Der See ist nicht groß aber dafür sehr tief und er heißt Liliensee. Seinen Namen hat er von den Blumen bekommen, die an seinem Ufer wachsen.

Im Frühling blühen dort unzählige Wasserschwertlilien in besonders schönen Farben. Die Einen sind innen zart rosa und am äußeren Rand dunkel violett, die anderen zeigen sich in einem kühlen Blau oder in einem strahlenden Lila. Das Violett leuchtet manchmal warm und manchmal kühl, einige sind hell andere dunkler aber alle glitzern in der Sonne wunderschön.

Diese Lilien sind ein Leckerbissen für die Liliebchen. Sie essen die violetten Blüten so gerne, dass sie sogar schon die Farbe der Blumen angenommen haben. Daher gibt es Liliebchen in allen Blau- und Violetttönen.

Die Liliebchen leben in einer Dorfgemeinschaft am Grunde des Liliensees. Sie haben große Füße mit Schwimmhäuten wischend den Zehen und sie haben winzig kleine Kiemen hinter den Ohren und können damit so wie die Fische unter Wasser atmen. Die meiste Zeit verbringen sie am Grund des Sees. Mit ihren Familien leben sie in Häuschen, die aus Fischgräten und Algen gebaut sind. Da es am Grund des Sees schon richtig finster ist füttern die Liliebchen Leuchtfische die ihnen dafür ihr Licht geben.

Anders als die Fische können die Liliebchen auch an Land gehen und dort atmen sie dann durch die Nase. Über ihre Schwimmzehen müssen sie warme weiche Socken ziehen damit die Steine auf dem Waldboden ihre zarten Schwimmhäute nicht verletzen. Die Socken strickt Omi Liliebchen aus Algenwolle und Seegras.

Die Frisur der Liliebchen macht das Wasser und deshalb stehen ihre Haare kerzengerade in die Höhe und stören beim schnellen Schwimmen nicht. An Land müssen auch die Ohren geschützt werden. Am besten geht das mit einer lila rosa blau gestreiften Zipfelmütze. Diese passt gut zur Hautfarbe und wird aus Wasserlilienblüten genäht. Auch die Kleidung der Liliebchen wird aus Wasserlilienblätter und See Algen angefertigt. Zum Essen gibt es im See und rund um den See mehr als genug, sodass sich die Liliebchen niemals Sorgen machen müssen.

Im Sommer kommen oft Menschenkinder und baden im See. So klein ist der See gar nicht, denn die Menschenkinder brauchen ganz schön lang um von dem einem Ufer zum anderen zu schwimmen. Dabei strampeln die Menschen wild mit den Beinen und die Liliebchen bekommen ganz viele Wellen ab. Das macht besonders den Liliebchen Kindern viel Spaß, wenn sie sich fröhlich in den Wellen schaukeln.

Im Herbst kommen die Menschen nur um zu fischen, denn im Liliensee leben viele Fische.

Im Winter ist der See manchmal zugefroren und die Menschen kommen zum Schlittschuh laufen. Da ist es laut bei den Liliebchen denn das Eis knackst immer wieder und die Schlittschuhe machen ein kreischendes Geräusch.

Aber am Abend gehen die Menschen zurück in ihre Häuser und es ist wieder Ruhe im Liliebchenland.

Aus dem Ei geschlüpft


„Hurra, Hurra, die Babys sind da“, hört man es freudig über den See rufen.

Die Stimme ist laut und melodisch. Sogar am Grund des Sees, im Liliebchendorf, ist sie gut zu hören.

Die Bewohner wissen sofort, so klingt nur der stolze Schwan. Jedem ist bekannt, dass im seichten Teil des Sees nahe beim Ufer ein Schwanenpärchen sein Nest hat. Schon seit vielen Jahren ziehen die Schwäne dort ihre Babys groß.

Die Liliebchenkinder beobachten das Nest seit fast 21 Tagen. So lange brütet die Mama Schwan schon ihre 5 Eier aus.

Nun haben es die Kinder furchtbar eilig um die neuen Seebewohner zu begrüßen. Ruckzuck schwimmen sie an die Oberfläche und da sehen sie auch schon wie der Vaterschwan aufgeregt um sein Nest flattert und immer wieder Hurra, Hurra ruft.

Vorsichtig nähern sich die Liliebchenkinder dem Nest. Sie wissen, dass die Schwäne ganz schön zwicken können, wenn sie glauben, dass ihre Kinder in Gefahr sind.

Aber die Kinder möchten die Küken nur begrüßen. Sie wollen sie aber auch ein bisschen streicheln, da sie so flauschige und weiche Federn haben. Vielleicht kann man sogar schon mit ihnen spielen. Mama Schwan kennt die Liliebchen und lässt sie ganz nah herankommen. Sogar so nahe, dass sie sich am Nest festhalten und hineinschauen können.

Da sehen die Kinder, dass noch gar nicht alle Babys geschlüpft sind. Erst drei Küken wuseln, noch recht ungeschickt, um die Mama herum und zwei Eier liegen noch unversehrt im Nest. Plötzlich hören sie ein leises Klopfen. In einem der Eier ist ein winzig kleines Loch zu sehen. Dann bekommt die Schale einen Riss und die Spitze eines Schnabels schaut heraus. Der kleine Schwan pickt immer heftiger gegen die Schale bis die Öffnung groß genug ist, damit er herausschlüpfen kann.  Die Liliebchenkinder kommen aus dem Staunen nicht heraus. Sie sind mucksmäuschen still und trauen sich nicht einmal die Augen zu schließen, um ja nichts zu verpassen. Nur wenige Minuten später bricht auch das zweite Ei und das Küken schlüpft heraus.

Die Freude bei den frisch gebackenen Eltern ist riesengroß, weil jetzt alle Babys gesund und munter, wenn auch ein wenig zerzaust im Nest sitzen.

Das Gefieder der Schwan Küken ist grau und braun. Das edle weiße Gefieder bekommen sie erst, wenn sie erwachsen sind.

Die kleinen Schwäne schauen erschöpft aus und kriechen unter den Flügel der Mutter. Dort sind sie geborgen und haben es schön warm. Der Vater ruft noch einige Hurras über den See und macht sich dann auf Futtersuche für seine Kinder.

Die Liliebchenkinder verstehen, dass sie sich noch ein wenig gedulden müssen, bis sie mit den flauschigen Küken lustige Spiele spielen können.


Ein lilarosagrüner Ball


Am Grunde des Liliensees haben viele große und kleine Steine ihr Zuhause gefunden. Ganz nahe beim Liliebchendorf befindet sich sogar ein kleiner Felsen. Rundherum wächst üppiges Wassergras und oben drauf steht ein schönes großes Liliebchenhaus mit einem Balkon und einer tollen Aussicht bis zu dem Dorf der Krebse.

Ein kleiner Liliebchenjunge wohnt mit seinen Eltern in dem großen Haus. Die Eltern haben ständig Angst, dass ihrem Kind etwas zustoßen könnte und deshalb darf der Junge fast nie mit den anderen Kindern herumtoben.

In seinem Kinderzimmer stehen viele Spielsachen herum aber am allerliebsten spielt der Junge mit seinem grasgrünen Ball.

Der Ball besteht aus feinen Algenfäden die zuerst zu einer langen Schnur zusammengebunden werden und dann wird die Schnur zu einem festen Knäuel aufgewickelt. Die Herstellung so eines Balles ist sehr mühsam und deshalb hat auch nicht jedes Liliebchenkind so einen schönen Ball.

Als der Junge vor seinem Haus den Ball auf und ab hüpfen lässt, kommt ein kleiner Fisch und fragt, ob er mitspielen darf. Der Bub freut sich über einen Spielkameraden und die Beiden werfen eifrig den Ball hin und her.

Der Fisch zeigt dabei allerlei Kunststücke indem er den Ball einmal mit der Schnauze und dann wieder mit der Schwanzflosse wegschupft. Der Junge versucht jetzt den Ball einmal mit dem Kopf und einmal mit den Füßen zu treffen. Dabei kichern und glucksen die Ballspieler so laut, dass man es weithin hören kann.

Gerade als der Junge weit ausholt und den Ball so scharf wie möglich zum Fisch wirft, kommt ein großer Fisch hinter dem Felsen hervorgeschwommen. Er glaubt, dass der kleine Fisch in Gefahr ist und schwimmt mit starken Flossenschlägen auf den Ball zu, fängt ihn und der Ball verschwindet im großen Maul des großen Fisches.

Der Junge und der kleine Fisch kreischen laut auf. So laut, dass der große Fisch erschrocken zurückweicht und dabei den Ball hinunterschluckt. Der Ball ist weg und der kleine Junge hat Tränen in den Augen. Dem großen Fisch tut furchtbar Leid was passiert ist und er will helfen.

Er trommelt alle Kinder aus dem Liliebchendorf und alle Freunde des kleinen Fisches zusammen und erzählt ihnen die traurige Geschichte. Sofort sind alle bereit dem kleinen Jungen zu helfen. Sie sammeln viele, viele Algen und weil alle zusammen helfen geht das ganz schnell. Die Algenfäden werden zusammengeknüpft und aufgerollt. Ein Liliebchenmädchen knüpft eine lilarosa Lilie in das Knäuel und fertig ist ein wunderschöner lilarosagrüner Ball. Als die Eltern des Jungen sehen wie glücklich er mit seinem neuen Ball ist, erlauben sie auch, dass er mit den anderen Kindern spielen darf.

Die Liliebchenkinder bilden eine Liliebchenmannschaft und die kleinen Fische bilden eine Fischchenmannschaft. Aus Gras basteln sie ein Tor links und eines rechts und schon geht das fröhliche Unterwasserfußballspiel los.